Sex ist der einzige Bereich, in dem man nicht lügt, weil es dort sehr viel Körperlichkeit gibt. Man kann einen anderen anlügen, aber nicht sich selbst. Man kann nicht von etwas erregt werden, das einen selbst nicht erregt.

Man kann heiraten, indem man sich selbst von etwas überzeugt: dass der Mensch gut ist, dass man gemeinsame Interessen hat, dass es einfach ist und Spaß macht, zusammen zu sein, dass er zuverlässig, freundlich und loyal ist, dass sie schön, klug und anständig ist, dass sie zusammen eine bessere Chance haben, den Kredit abzuzahlen und dass sie die gleichen Ansichten über Kindererziehung und Haushaltsführung haben.

Wenn man sein wahres Lustempfinden aufgibt, dann kann man alles Mögliche bekommen, nur nicht sich selbst, und auch keine Antworten auf Fragen, die man sich selbst nicht zu stellen wagt, auch nicht im Zustand des rationalen Kalküls, im Zustand der Angst vor der Ungewissheit, im Zustand der Furcht vor der schönen Bedeutungslosigkeit. Er muss nicht für einen Zweck sein.

Sex ist, wie jeder kreative Prozess, an sich völlig ausreichend. Er ist niemandem etwas schuldig und verlangt keine Gegenleistung. Sie müssen niemanden nach Hause begleiten, sich nicht um ihn kümmern, keinen Schmuck kaufen und keine Treue versprechen. Sobald der Sex zum Mittel wird, auch wenn es unbewusst ist, verliert er seine Kraft und seine Energie.

Wenn Sex zu einem Mittel wird, um Defizite auszugleichen, verliert er an Geschmack und Duft. Sex wird fade, wie diätetisches, aber sehr gesundes Essen. Je öfter ein Mensch sich in den großen Dingen betrügt, desto unglücklicher wird er in den kleinen Dingen.

Worüber soll man sich freuen, wenn die ganze Kraft darauf gerichtet ist, einem natürlichen Verlangen zu widerstehen? Ich bin manchmal überrascht, dass Menschen Angst haben, eine Person zu verlassen, die sie nicht lieben, aber sie haben keine Angst, mit ihren Wünschen lebendig begraben zu werden.